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Lektoren: Das Schweizer Taschenmesser im Publishing

    Voraussichtliche Lesedauer: 10 Minuten

    Wenn es um qualitativ hochwertigen Content geht, führt kein Weg an ihnen vorbei: den freien Lektoren und Redakteuren. Als echte Textprofis werden sie mit vielen unterschiedlichen Aufgaben bedacht: Mal müssen sie neue Texte schreiben oder alte Texte optimieren, mal neue Formate entwickeln oder zur Qualitätssicherung Fakten recherchieren. Die Tätigkeit, die die meisten mit der Lektorentätigkeit verbinden, ist wahrscheinlich das Korrekturlesen von Texten. Hier finden Sie eine kurze Auflistung, was das freie Lektorat zu bieten hat und wie Sie einen passenden Dienstleister finden können.

    Wie ein Lektor helfen kann

    Grundsätzlich lässt sich die Arbeit für Texte, die veröffentlicht werden sollen, in 2 Phasen einteilen: Die kreative Phase und die Herstellungsphase. Projektmanager/Konzepter, Autoren/Texter, klassische Lektoren und Redakteure sind für die erste Phase verantwortlich – Korrektoren und Indexer für die zweite. Aufgrund der hohen Anforderungen der Kunden haben sich die meisten Lektoren professionalisiert und bieten Dienstleistungen aus beiden Phasen an.

    Je mehr Stufen der beiden Phasen abgearbeitet und je häufiger die Texte von Lektoren überarbeitet werden, desto höher ist die Qualität der Texte. Wie häufig die Texte nach den einzelnen Schritten geprüft werden, ist eine Frage des Budgets, des Mediums und der Zielgruppe.

    Mitarbeit in der kreativen Phase

    • Konzeption oder Weiterentwicklung einer bestehenden Grundidee

      Konzipierende Lektoren (der Lektor in der Rolle als Konzepter oder Projektmanager) überlegen, welche Story am besten auf welche Art für welches Publikum erzählt werden kann. Allein die Konzeptionsphase kann in Abhängigkeit von der Komplexität mehrere Monate in Anspruch nehmen.

    • Texterstellung

      Schreibende Lektoren (der Lektor in der Rolle als Autor oder Texter) erstellen einen ersten Entwurf nach den Vorgaben aus der Konzeptionsphase.

    • Manuskriptfeedback / Lektorat

      Prüfende Lektoren (der Lektor in der Rolle als Lektor im ursprünglichen Sinne) lesen, bewerten und kommentieren in dieser Phase den erstellten Text im Manuskript/Typoskript. Sie prüfen dabei, ob typische Aspekte der Textart (wie Sprache, Ausdruck, Stil) und des Mediums (wie Buch, Blog, Social Media) eingehalten werden. Mithilfe dieses Manuskriptgutachtens (das früher „Lektorat“ genannt wurde und namensgebend für das gesamte Tätigkeitsfeld geworden ist) wissen die Verantwortlichen, wie aufwendig eine weitere Überarbeitung (eine „Redaktion“) ist.

    • Textüberarbeitungen / Textoptimierung

      Überarbeitende Lektoren (der Lektor in der Rolle als Redakteur oder Ghostwriter) können neue Kapitel schreiben, bestehende Textteile umformulieren oder sogar für ein besseres Verständnis streichen. Häufig sind hierfür mehrere Durchgänge („Korrekturschleifen“) nötig. In dieser Phase kann man die Texte auch an andere Zielgruppen, zum Beispiel für Menschen, die Texte in Leichter Sprache bevorzugen, erarbeiten.

    Durchschnittlicher Output: 0 bis 6 Normseiten je Stunde
    Abhängig von: Briefing, Komplexität des Themas/Textes, Umfang, Rechercheaufwand

    Mitarbeit in der Herstellungsphase

    • Korrekturlesen im Manuskript, der Satzfahne
    • Umbruchkorrektur
    • Schlusskorrektur/Schlussredaktion

      Korrekturlesende Lektoren (der Lektor in der Rolle als Korrektor) sollen mit dem Korrekturlesen des Manuskripts, der Fahnenkorrektur, der Umbruchkorrektur oder der Schlusskorrektur/Schlussredaktion sicherstellen, dass die für den Text geltenden Normen eingehalten werden. Normen sind zum Beispiel die Regeln der deutschen Rechtschreibung (zum Beispiel für öffentliche Einrichtungen), Hausschreibungen (zum Beispiel in der Unternehmenskommunikation) oder gestalterische Regeln, die für die Publikation gewählt wurden.

    • Textabgleich / Kollationieren der Korrekturen

      Kollationierende Lektoren prüfen, ob beim Übertrag des Manuskripts ins Layout zum Beispiel Textteile vergessen oder Blindtext stehen geblieben ist. Falls mehrere Überarbeitungsschleifen gemacht wurden, kann beim Kollationieren auch überprüft werden, ob alle geforderten Korrekturen in das finale Dokument aufgenommen wurden.

    • Indexerstellung (Buch), Verlinkungen (Web)

      Indexer erstellen verschiedene Register, die für die Publikation nötig sind (Wörterverzeichnisse, Ortsverzeichnisse, Personenverzeichnisse o. Ä.). SEO-Lektoren kümmern sich darum, dass die erstellten Texte mit dem restlichen Webauftritt eine Einheit bilden und reichern die Texte so mit vertiefenden Informationen an.

    Durchschnittlicher Output: 1 bis 15 Normseiten je Stunde
    Abhängig von: Vorarbeiten in der kreativen Phase, Layout, Umfang

    Wie schnell kann man Korrektur lesen?

    Zur Korrektur zu lesen bedeutet, absichtlich langsam zu lesen. Nur so finden Korrektoren die vielen Buchstabenauslassungen, Buchstabendreher, falschen Satzzeichen oder überzähligen Zwischenräume, die sich in jedem Text befinden. Gleichzeitig müssen sie sich auch an das Gelesene erinnern können, um die Grammatik des Satzes zu überprüfen. Diese Konzentrationsfähigkeit ist es, die einen durchschnittlichen Leser von einem Korrektor unterscheidet. Dazu kommt noch eine strukturierte Vorgehensweise, um in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Fehler zu finden. Je komplexer das Layout des Textes ist (Marginalien, mehrspaltiger Satz, Spalten- oder Seitenumbrüche, Bilder/Grafiken etc.), umso aufwendiger ist die Korrektur. Darum ist die Bearbeitungszeit für Umbruchkorrekturen, Schlusskorrekturen und Schlussredaktionen höher als die für Texte in Manuskriptform.

    Beim Korrekturlesen geht es nicht um die Geschwindigkeit: Es geht um einen möglichst fehlerfreien Text. 10.000–15.000 Zeichen inklusive Leerzeichen pro Stunde (ca. 6–10 Normseiten) sind für das Korrekturlesen eines durchschnittlich guten Textes ein realistischer Wert. Durchschnittlich gute Texte sind Texte, die von professionellen Vielschreibern (Autoren, Textern, Bloggern) verfasst wurden und die auf Papier Korrektur gelesen werden.

    KI-Korrektorat: Kann man damit Zeit und Geld sparen?

    Meine Meinung: Nein. Die Rechtschreibprüfungen der einzelnen Wortverarbeitungen haben schon bei einfachen Tippfehlern Probleme, und zwar immer dann, wenn die Falschschreibung ein korrektes Wort ergibt. Das Computerprogramm kann nicht wissen, ob „das Koma“ oder „das Komma“ gemeint ist. Auch bei der Kongruenz von Nomen und Verb muss der Algorithmus häufig passen. Duden Mentor erkennt keinen Fehler in dem Satz „Auch bei der Kongruenz von Nomen und Verb müssen der Algorithmus häufig passen“ (Meldung auf der Website: „Es wurden keine Fehler gefunden.“ Getestet im November 2022). Dasselbe gilt für den aktuellen Duden-Korrektor (Stand November 2022).

    Ein Korrektor oder Schlussredakteur kommt zu besseren Ergebnissen. Wenn im Projektmanagement auf eine angemessene Bearbeitungszeit für die Qualitätssicherung geachtet wird, lohnt sich die Arbeit der externen Prüfer immer für die Leser.

    Textarbeit: Besser auf Papier als am Bildschirm

    Die 132 Unterzeichner der Stavanger-Erklärung, Leseforscher aus der ganzen Welt, sind sich einig: Das Textverständnis beim Lesen auf Papier ist sehr viel höher als das beim Lesen am Bildschirm. Die Leseforscher der Forschungsinitiative E-READ haben Studien, bei denen 170.000 Leser untersucht wurden, zusammengefasst und dabei herausgefunden: Besonders unter Zeitdruck und sofern die Auseinandersetzung mit dem Inhalt des Textes das gewünschte Ziel ist (wie es bei Lektoraten/Textredaktionen oder Texten aus der Unternehmenskommunikation immer der Fall ist), empfiehlt es sich, die Bearbeitung auf Papier durchzuführen.

    Wie finden Sie einen guten Lektor?

    Textbearbeitungen sind Dienstleistungen, deren Erfolg sehr stark von der persönlichen Kompetenz des Dienstleisters abhängt. Aber wie finden Sie unter den ganzen Lektoren den passenden für Ihr Projekt?

    Stand März 2023 sind auf der Plattform lektoren.de des Lektorenverbands VFLL 917 Personen gelistet, auf der Plattform lektorat.de der IQSuisse AG aus der Schweiz sind es 363 Personen (gefiltert nach Land Deutschland). Bei LinkedIn finden Sie etwa 32.000 Personen für das Stichwort Lektorat (natürlich auch das Lektorat Stolarz) und bei Xing sind es sogar 55.837 Personen, die Lektorat bei den Fähigkeiten und Kenntnissen angegeben haben. Und bei Google erhalten Sie „ungefähr 41.000.000 Ergebnisse“ für die Suchanfrage Lektor.

    Da es in Deutschland keine staatliche Ausbildung für Lektoren gibt, sollten Sie deshalb auf diese Punkte achten, um später guten Gewissens sagen zu können, dass Sie Ihren Text einem Profi anvertraut haben:

    • Kontaktdaten des Anbieters auf der Website
      Sitzt der Dienstleister in Deutschland oder im (europäischen) Ausland? Auch wenn die Domainendung .de lautet, heißt es nicht zwingend, dass der Anbieter ein deutsches Unternehmen ist (wie man zum Beispeil an lektorat.de sehen kann). Das muss nichts Schlimmes bedeuten, kann aber im Streitfall alles ein wenig komplizierter machen. Auch Telefonate können unter Umständen teuer werden. Schauen Sie doch auch mal kurz in Ihrer Lieblingssuchmaschine nach, ob der Dienstleister noch andere Geschäfte im Internet betreibt. Jemand, der zum Beispiel gleichzeitig Lektor und professioneller Stuntman ist, kann entweder beides sehr gut oder eben beides nur mittelmäßig.
    • Bewertungen bei Google, Yelp oder anderen vertrauenswürdigen Seiten
      Entscheiden Sie selbst, ob die Bewertungen natürlich aussehen oder ob sie – bei einer sehr hohen Anzahl von sehr guten Bewertungen in sehr kurzer Zeit – gekauft sind. Einige Anbieter locken mit besonders günstigen Preisen, wenn im Vorhinein eine gute Bewertung abgegeben wird.
    • Die AGB, falls es welche gibt
      Wird sich das Recht genommen, die Texte von Dritten oder externen Dienstleistern bearbeiten zu lassen? Dann wird Ihr Text einfach an einen weiteren Dienstleister weitergegeben. Für datenschutzsensible Menschen und die Rechtsabteilungen einiger Unternehmen wird hier ein Datenschutzrisiko bestehen: Sie wissen nicht, wer der tatsächliche Bearbeiter ist, in welchem Land sich dieser befindet, welchen Bildungsstand dieser Lektor hat, ob er die Texte weiterverarbeitet und was nach der Bearbeitung mit den Daten passiert.
    • Zertifikate oder Mitgliedschaften in anerkannten Verbänden und auf Weiterbildungen
      Gute Lektoren bilden sich weiter und professionalisieren sich, um den Kunden ein Höchstmaß an Service bieten zu können. Wer gute Arbeit abliefert und gut kalkuliert, kann sich regelmäßig weiterbilden.
    • Vergleichen Sie Angebote und Kostenvoranschläge
      Diese sehen nur oberflächlich gleich aus: Überprüfen Sie, welche Lektoratsleistungen in den verschiedenen Angeboten enthalten sind – und welche nicht. Ist das Angebot verbindlich oder freibleibend? Wann werden Sie über nötige Mehrarbeiten bei einem Kostenvoranschlag informiert? Beispiel: Anbieter A bietet „umfassende stilistische Überarbeitungen“ an, Anbieter B verliert über eine stilistische Bearbeitung in seinem Angebot kein Wort. Bevor Sie den Auftrag an Anbieter A vergeben, weil dieser ja scheinbar mehr bietet, lassen Sie sich doch erklären, (i) wie diese stilistischen Bearbeitungen aussehen, (ii) wie entschieden wird, dass etwas stilistisch überarbeitet werden muss, oder (iii) ob durch diese Änderungen sogar Urheberrechte zugunsten des Lektors entstehen.
    • Umsatzsteuerpflichtig oder nicht?
      Wer auf der Homepage bewirbt, keine Umsatzsteuer zu erheben (was schon einmal falsch wäre, weil diese Kompetenz nur das Finanzamt hätte – das Finanzamt entlässt den Kleinunternehmer aus der Pflicht, eine Umsatzsteuererklärung für sein geringes Einkommen abzugeben), hat im Normalfall kein Budget, um sich weiterzubilden.
    • Wer billig kauft, kauft zweimal
      Es ist leider so wie in jeder anderen Branche auch: Schwarze Schafe nutzen das Nichtwissen der Kunden gnadenlos aus. Eine Website ist schnell erstellt, ein schönes Template kostet nicht die Welt und es wird mit absoluten Tiefstpreisen, mit denen kein seriöser Anbieter kalkulieren kann, geworben. Die Arbeit macht dann doch nicht der beworbene promovierter Lektor mit jahrelanger Erfahrung und mehreren tausend bearbeiteten Aufträgen, sondern ein Student – abends auf der Couch, während im Hintergrund eine Serie gestreamt wird. Oder einfach nur die Rechtschreibkorrektur von Word.
    • Greifen Sie zum Hörer und reden Sie mit dem Lektor
      Jedes Projekt ist anders: Stellen Sie deswegen kurz Ihr Projekt vor und lassen Sie sich die Arbeitsweise des Lektors erklären. Wenn Sie sich mit dem Anbieter gut verstehen, mit seiner Arbeitsweise zufrieden sind und ein gutes Gefühl haben, ist das schon viel wert. Die meisten Bearbeitungen dauern eine längere Zeit – Sie müssen also gut miteinander auskommen.

    Lektüreempfehlung

    • Dudenredaktion (Hrsg.): Duden – die deutsche Rechtschreibung : Das umfassende Standardwerk auf der Grundlage der amtlichen Regeln. Berlin: Dudenverlag, 2020 (Lemma Lektorat)
    • Einsohn, Amy: The Copyeditor’s Handbook: A Guide for Book Publishing and Corporate Communications. Berkley and Los Angeles, California: University of California Press, 2019.
    • „Lektorat“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, https://www.dwds.de/wb/Lektorat, abgerufen am 18.11.2022.
    • Sailler, Johannes: Handbuch Korrekturlesen: Korrektur lesen, Korrekturablauf planen, Korrekturaufträge vergeben – mit Korrekturwissen von A bis Z. Norderstedt: BoD, 2017.
    • Stavanger Declaration – E-READ COST (ereadcost.eu).
    • VFLL (Hrsg.): Leitfaden Freies Lektorat. Frankfurt, M.: VFLL, 2018.
    • Witzer, Brigitte (Hrsg.): Duden, Satz und Korrektur. Mannheim: Duden, 2003.