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Texte und Übersetzungen in Leichte Sprache

    In diesem Beitrag geht es um die Vorteile von Texten und Übersetzungen in Leichte Sprache. Dabei wird das Konzept erklärt und von dem Konzept der einfachen Sprache abgegrenzt. Einfach zu lesende Texte (easy-to-read, im Amtsdeutsch auch „bürgernah“) sind nicht nur für die Leserinnen und Leser wichtig, sondern aufgrund der Größe der Zielgruppe auch immer mehr für Unternehmen und Behörden.

    Mit Übersetzungen in Leichte Sprache zu neuen Zielgruppen

    Eine Untersuchung der Universität Hamburg besagt, dass ungefähr 15 Prozent der Erwachsenen in Deutschland nicht ausreichend lesen können. Das heißt, dass sie die einzelnen Wörter zwar verarbeiten und auch einen Satzzusammenhang herstellen können, aber die Satzaussagen zweier Sätze nur schwer oder gar nicht miteinander verknüpfen können.

    Von Übersetzungen in Leichte oder einfache Sprache können also viele Menschen profitieren, funktionale Analphabeten (ca. 7,5 Millionen Erwachsene in Deutschland, ca. 900.000 davon mit höherer Bildung), Migranten mit vorerst geringen Deutschkenntnissen, Menschen mit Behinderung oder Senioren, deren Sprachzentrum zum Beispiel aufgrund eines Schlaganfalls beschädigt ist. Die internationale Schulleistungsstudie der OECD, PISA, attestiert weiterhin 20 Prozent der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler Probleme beim Erfassen von Textaussagen.

    Texte in Leichter Sprache als Mittel zur Teilhabe

    Verständliche Informationen sind eine wesentliche Voraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Die Übersetzung in Leichte Sprache hilft unseren Mitmenschen dabei.

    Wir haben es im Leben immer wieder mit wichtigen Texten zu tun:

    • Verträge von Banken oder Verkäufern,
    • E-Mails und Briefe von Behörden oder Ärzten,
    • Beipackzettel von Medikamenten und Gebrauchsanweisungen von Geräten,
    • Fahrkartenschalter und Anzeigetafeln im öffentlichen Nahverkehr.

    Wer nicht oder nicht gut lesen kann, kann aber auch den eigenen Kindern keine Gute-Nacht-Geschichten oder Kindergeschichten vorlesen.

    Menschen mit Leseschwäche, geringen Deutschkenntnissen, Lernschwierigkeiten oder kognitiven Defiziten werden viel zu oft über eine zu schwere Sprache als Zielgruppe von interessanten Texten ausgeschlossen. Als Texter und Übersetzer für einfache und Leichte Sprache will ich dabei helfen, dass jeder Leser auf Informationen und Literatur in verständlicher Form zugreifen kann.

    Was ist Leichte Sprache?

    Leichte Sprache ist mehr als nur ein stark vereinfachter Satzbau: Die Übersetzung in Leichte Sprache ermöglicht es im Lesen ungeübten Mitmenschen, einen Zugang zu Literatur, Politik, Nachrichten und Wissen zu bekommen. Leichte Sprache ist also Inklusion durch Worte!

    Das Konzept der Leichten Sprache geht dabei weit über das der bürgernahen, einfachen Sprache hinaus:
    Die Zielgruppe von Leichter Sprache besteht unter anderem aus Menschen mit Behinderung, Menschen mit Lese- oder Lernschwierigkeiten, Migranten und Flüchtlingen, Kindern, Erwachsenen und Senioren. Diesen bereitet es manchmal Schwierigkeiten, schwere Texte in der Standardsprache lesen und verstehen zu können. Eine barrierefreie oder barrierearme Kommunikation soll dabei helfen, dass Teilhabe möglich ist. Bei Leichter Sprache wird deshalb probiert, maximale Verständlichkeit auf Wort- und Satzebene und bei der strukturellen Gliederung der Texte zu erreichen. Eine zusätzliche Bebildung kann das Verständnis unterstützen.

    Einfachheit der Textstruktur
    Einfachheit auf Wortebene
    Einfachheit auf Satzebene
    zusätzliche Bebilderung, Fotos etc.

    Die Zielgruppe von einfacher Sprache besteht aus Menschen, die es im Alltag gewohnt sind, Texte zu lesen, und die sich eine entsprechende Lesekompetenz erarbeitet haben. Diese Leser brauchen keine Texte, die nach den strengen Regeln der Leichten Sprache aufgebaut sind: Sie brauchen Texte, die besser strukturiert und verständlicher formuliert sind.

    Einfachheit der Textstruktur
    Einfachheit auf Wortebene
    Einfachheit auf Satzebene
    zusätzliche Bebilderung, Fotos etc.

    Standardsprache ist je nach Sender (z. B. Behörden oder Unternehmen, die Marketing-Floskeln verwenden) im Gegensatz zu den oben gezeigten Varianten oft zu komplizert. Häufig können wir unnötig lange, komplizierte Schachtelsätzen mit extrem langen Komposita oder Fachtermini lesen. Das Verständnis fällt auch geübten Lesern schwer.

    Einfachheit der Textstruktur
    Einfachheit auf Wortebene
    Einfachheit auf Satzebene
    zusätzliche Bebilderung, Fotos etc.

    Beispiele

    Man kann komplexe Sachverhalte auch einfacher ausdrücken. Ich habe einige Beispiele für Leichte Sprache, einfache Sprache und Standardsprache für Sie zusammengestellt.

    Beispiel 1: Text in Standardsprache

    Datenschutzbestimmungen für Kinder

    Die Kinder werden beim Erstellen der Website darum gebeten, sparsam bei der Weitergabe der eigenen personenbezogenen Daten wie Adresse, Telefonnummer oder Alter zu sein. Auch den Kindern unbekannte Personen können unter gewissen Umständen auf deren Profil zugreifen.

    Beispiel 2: Übersetzung in einfache Sprache

    Vorsicht mit euren Daten!

    Überlegt immer ganz genau, was ihr anderen im Internet über euch erzählt und was ihr lieber für euch behalten wollt. Grundsätzlich sollen eigentlich alle Informationen über euch geheim bleiben! Eure Adresse, eure Telefonnummer oder euer Alter gehören z. B. nicht ins Internet. Oder kennt ihr alle Menschen, die sich eure Profilseiten ansehen?

    Beispiel 3: Übersetzung in Leichte Sprache

    Vorsicht mit deinen Daten.

    Im Internet sind viele verschiedene Menschen.

    Du kannst nicht jeden davon kennen.

    Einige Informationen von dir sollen geheim bleiben.

    Sie gehören nicht ins Internet.

    Zum Beispiel:

    • deine Adresse
    • deine Telefon-Nummer
    • dein Alter.

    Überlege immer genau:

    Soll ich das der unbekannten Person erzählen?

    Oder soll ich das lieber für mich behalten?

    Leichte Sprache in Deutschland und Europa

    Das Überarbeiten in Leichte Sprache dauert lange, weil einige Passagen stark gekürzt, andere Passagen dafür hinzugefügt werden müssen. Wenn einige Informationen nur mit einem gewissen Vorwissen verstanden werden können, muss dieses Vorwissen in den Text eingearbeitet werden. Der Übersetzer ist also gleichzeitig auch immer Texter, der durch die Übersetzung die Länge (und Kürze) der Texte stark beeinflusst. Gleichzeitig ist er auch Redakteur, der darüber entscheidet, welche Informationen gestrichen werden können.

    Die deutsche Leichte Sprache ist im Vergleich zu den anderen europäischen Varianten übrigens deutlich restriktiver. Im europäischen Ausland nutzt man eher das Konzept der einfachen Sprache. Auch wird der Sinn der Ausbildung von Menschen mit Lernschwierigkeiten zum Prüfer der Texte kritischer gesehen, weil ausgebildete Prüfer nicht mehr Teil der Zielgruppe, die Probleme mit dem Textverständnis hat, sind.

    Es gibt in Deutschland verschiedene Regelwerke für Übersetzungen in Leichte Sprache: zum Beispiel von Inclusion Europe, dem Netzwerk Leichte Sprache oder die BITV. Viele Lebenshilfen und Agenturen erstellen zusätzlich eigene Regeln und Wörterbücher und verkaufen so eigene Zertifikate bzw. Siegel, deren Nutzen nicht erwiesen ist. Zusätzlich soll es in Zukunft eine DIN für Deutsche Leichte Sprache geben.

    Universitäten (u. a. in Hamburg, Hildesheim und Mainz) forschen schon lange an Literalität, Verständlichkeit und Rezeption von Texten; diese Forschungsergebnisse fließen in die Regeln der Leichten Sprache ein und machen diese Form der Kommunikation kontinuierlich besser.

    Mit Hurraki ist auch ein Wörterbuch für Definitionen einzelner Begriffe entstanden, das bei Übersetzungen helfen kann und so Inklusion vereinfachen soll.

    Siegel und Logos zur Kennzeichnung vereinfachter Texte

    Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Texte in Leichter Sprache beworben werden können. Diese Siegel und Logos sollen zeigen, dass es sich um Publikationen handelt, die nach vorgegebenen Richtlinien übersetzt und leicht zu verstehen sind. Die bekanntesten Prüfsiegel sind die Siegel von Inclusion Europe und der Forschungsstelle Leichte Sprache der Universität Hildesheim. Diese Siegel sind weit verbreitet und haben den Vorteil, dass sie jeder kostenlos nutzen darf.

    Prüfsiegel von Inclusion Europe für Texte in Leichter Sprache, © European Easy-to-Read Logo: Inclusion Europe. More information at www.inclusion-europe.eu/easy-to-read
    Prüfsiegel von Inclusion Europe, © European Easy-to-Read Logo: Inclusion Europe. More information at www.inclusion-europe.eu/easy-to-read

    Dieses Prüfsiegel für eine Übersetzung in Leichte Sprache mit dem bekannten Zeichen „Daumen hoch“ bedeutet, dass nach den Vorgaben von Inclusion Europe übersetzt wurde.

    Logo „Leichte Sprache“ der Universität Hildesheim für Texte in Leichter Sprache, © Siegelgestaltung: Diplom-Designer Martin Markwort
    Logo „Leichte Sprache“ der Universität Hildesheim, © Siegelgestaltung: Diplom-Designer Martin Markwort

    Dieses Logo für eine Übersetzung in Leichte Sprache darf von jedem für Texte in Leichter Sprache verwendet werden, solange dem Regelset der Forschungsstelle Leichte Sprache gefolgt wurde.

    Zielgruppenprüfung: Ja oder nein?

    Wenn Sie das Siegel von Inclusion Europe nutzen wollen, muss der Text geprüft werden. Eine Regel zur Nutzung des Logos für leichtes Lesen von Inclusion Europe betrifft explizit das Prüfen der Texte:

    One or several persons with intellectual disability whose native language is the
    language you are using in your publication should proofread your publication.
    The name of the proofreaders should appear in the brochure.

    (dt. Fassung: Ein oder mehrere Menschen mit geistiger Behinderung, sollten Ihre Publikation Korrektur gelesen haben. Der Name der Korrekturleser sollte in der Publikation erscheinen.)

    DRAFT (inclusion-europe.eu)

    Bei einer 20-seitigen Broschüre muss also die gesamte Publikation beim Prüfen vollständig und eigenständig gelesen werden. Die Arbeitszeit der Prüfer soll dabei selbstverständlich vergütet werden. Im Anschluss erfolgt eine Überarbeitung des Textes nach den Vorgaben der Prüfer durch den Übersetzer (übersetzen > prüfen > überarbeiten). Anhand des Prüfberichts können Sie sehen, welche Änderungen von den Prüfern angestoßen wurden, und wie der Übersetzer diese umgesetzt hat.

    Bei Inclusion Europe wird explizit erwähnt, dass es sich bei den Prüfern um Menschen mit geistiger Behinderung handeln soll. Da diese Zielgruppe aber nur einen kleinen Anteil all derer abdeckt, die von einer Übersetzung in Leichte Sprache profitieren, kann sich diese Prüfung für einige Publikationen als sehr schwierig oder nicht rentabel erweisen.

    Anders als das Siegel von Inclusion Europe darf das Logo „Leichte Sprache“ der Universität Hildesheim auch für Texte ohne eine Prüfung durch Leser aus der Zielgruppe genutzt werden. Die Nutzung dieses Siegels spart für die Auftraggeber Zeit und Kosten und soll es so ermöglichen, noch mehr Texte in Leichte Sprache zu übersetzen.

    Verschiedene Anbieter propagieren, dass eine Übersetzung nur dann richtig sein kann, wenn sie von der Zielgruppe geprüft worden ist. Im Gegensatz dazu gibt es aber die Standardwerke vom BMAS, von Duden, die BITV 2.0 oder die WCAG. Da davon auszugehen ist, dass diese Regeln korrekt sind, muss das Ergebnis einer Übersetzung bei Einhaltung der Regeln nicht erneut geprüft werden. Das ist wie bei einer regulären Übersetzung: Wenn Sie einen Text vom Deutschen ins Englische übersetzen, wird dieser ja auch nicht nach dem Übersetzung von einem oder mehreren Engländern geprüft und erst dadurch „englisch“.

    Gute und schnelle Übersetzungen in Leichte Sprache

    Als Autor können Sie die Qualität der Übersetzung in einfache und Leichte Sprache zu gewissen Teilen auch selbst beeinflussen: und zwar schon bei der Konzeption der Ausgangstexte und der Schlussredaktion! Wenn die Ausgangstexte übersetzungsgerecht geschrieben werden, können Übersetzung und Nachbearbeitung schneller und kostengünstiger vonstattengehen. Wenn im Ausgangstext z. B. keine Synonyme verwendet werden, muss der Übersetzer a) nicht nachfragen, welches Wort dem Autor am besten gefällt bzw. juristisch unmissverständlich ist oder b) keine Wortlisten erstellen. Das spart Zeit und Geld für die Textbearbeitung! Weitere Merkmale gut zu übersetzender Ausgangstexte sind eine logische kausale und temporale Reihenfolge der Handlungen und erklärende Zusätze bei neu eingeführten Wörtern oder komplexen Ideen.

    Für Unternehmen, die lernen wollen, Texte in einfacher, bürgernaher oder Leichter Sprache zu schreiben, biete ich auch Workshops zur barrierearmen Kommunikation an.

    Testimonials

    „Vielen, vielen Dank für die Zusammenarbeit! Wir waren sehr beeindruckt, was alles aus so einem Text werden kann. Und durch den Austausch durfte ich obendrein noch ein wenig dazulernen! Danke für die Kommentare, Fragen und Korrekturschlaufen!
    Vor allem aber auch ein „Danke“ für die schnelle Überarbeitung. Wir werden, wenn wir dürfen, ihren Kontakt speichern und im Haus weiterempfehlen.“

    K. B.
    Kindernothilfe e.V.


    „Einfache Sprache ist ein Baustein für Partizipation. In diesem Kontext wurde unser Nutzungsvertrag übersetzt und dabei auch neu gegliedert. Der Nutzungsvertrag regelt unser rechtliches Verhältnis mit den wohnungslosen Männern, die hier auf befristeter Zeit leben. Unser Jurist war positiv beeindruckt von dem Ergebnis.“

    C. Heine
    Einrichtungsleiter im Bodelschwingh-Haus, Hamburg